2015:

Die Top Bar Hive (Oberträgerbeute) ist eigentlich am einfachsten zu bauen. Die erfolgreiche Bienenhaltung ist dagegen schwieriger als in Magazinbeuten. Ich sehe es aber als sinnvolle Ergänzung, vor allem um die kleinen Naturbauwaben aus den Kieler Begattungskästchen weiter wachsen zu lassen, und so bis zu 3 Völker in einem langen Kasten zu überwintern. Im nächsten Jahr kann dann ein Volk den ganzen Kasten ausbauen und "Biohonig" in Naturwaben produzieren. Um die Teilung auf 3 kleine Völker zu ermöglichen, und auch um Honigwaben in einem Gewicht zu erzeugen, daß nicht gleich vom Oberträger abfällt, habe ich eine relativ lange, schmale Form gewählt.

Hier schon mal die ersten Bilder:

Das Grundgerüst ist schon mal fertig, aber die vielen wichtigen "Kleinigkeiten" sowie die Hauptsache, nämlich die Oberträger müssen noch gebaut werden. Auch das Dach kann so auf keinen Fall in der Sonne oder im Regen stehen, da gibt es noch einiges zu tun...

Hier ein par Maße und interessante Berechnungen:

Dieses Grundgerüst meiner TBH wurde aus Leimholz, einmal 20x120 (Boden), zwei mal 30x120 (Boden + Seiten auf 116 gekürzt -> 33 Oberträger x3,5cm =115,5cm), ein mal 40x80 (auf 40x39,5 halbiert und gekürzt) und einmal 40x120 (Deckel) gebaut. Das Innenmaß ist oben 36x116 und 28,5cm weiter unten nur noch 15x116, um eine ordentliche Schräge zu erreichen. Dies soll ein verbauen der Waben an den Seiten verhindern. Auch im Vergleich mit einer DNM- Beute ergeben sich so sehr ähnliche größen: 

Innenraumvolumen: TBH - 84 Liter    DNM 3 Zargen - 95,3 Liter

Wabenvolumen: 73 Liter (Fläche x 3,5cm x Anzahl der Waben)    DNM auch nur 73,5 Liter wegen der Rähmchen!

Gewicht pro Honigwabe: TBH etwas weniger als 2 Kg (gut, bricht nicht so schnell ab)    DNM etwas mehr als 2 Kg

größte unterbrechungsfreie Kugelform für Wintertraube oder Brutnest auf den Waben:

DNM 1 Zarge: 20cm Durchmesser => 3,3 Liter

TBH: 23cm Durchmesser => 5 Liter! (auch wenn sie auf 3 Jungvölker aufgeteilt wird)

Was 3 cm so ausmachen! Darum haben viele Imker auch gerne einen hohen Brutraum und Flachzargen für den schweren Honigraum, müssen aber mit zwei verschiedenen Rähmchengrößen arbeiten.

Bei der TBH braucht man nur Oberträger, was die ganzen Rähmchenarbeiten überflüssig macht. Das ist bei Warre- Beuten zwar auch so, aber dort hat man keine Möglichkeit sein Volk Wabe für Wabe zu kontrollieren, sowie eine gezielte Königinnenzucht umzusetzen. Es gibt jedenfalls viele Argumente sich mit dieser Beutenform anzufreunden.

Für die vielen Oberträger braucht man aber eine gute Kreissäge. Vor allem mit einem scharfen Sägeblatt! Mein altes billig. Sägeblatt konnte zwar noch das Holz auf die richtige Länge bringen, aber dann ging gar nichts mehr:

Das Sägeblatt hat sich fast nur noch durchgebrannt... höchste Zeit für besseres Werkzeug:

Das neue Sägeblatt (19cm Durchmesser mit 30 gehärteten Zähnen) schneidet das Holz so glatt ab, daß man höchstens nochmal über die Kanten mit Sandpapier gehen muß, damit man sich nicht daran schneidet...

Also dann, erst mal die Oberträger:

Den besten Wabenhalt sollen Dreieckige Holzstreifen mit Bienenwachs bepinselt bieten. Die Oberträger sind 3,5cm breit und können beliebig dick sein. Ich habe 27mm dicke Hobeldiele verwendet, und somit auch schon mal ein sehr gut isoliertes Innendach.

Die Oberträgerlänge entspricht mit 39,5cm genau den DNM-Rähmchen. Damit sind sie z.B. schon mal für den Honigtransport oder auch den Dampfwachsschmelzer mit dem Trägergestell kompatibel:

Das Außendach besteht aus einem Holzdeckel mit leicht verbogenen Winkeln, die eine Kunststoffplatte 50x125cm ohne Zuschnitt und ohne Bohrlöcher einfach durch einklemmen halten. Wenn das Kunststoffdach altert kann jederzeit schnell eine neue Platte ausgetauscht werden, vielleicht dann mal in rot, blau, gelb, schwarz oder weiß...

Der Boden wurde für das Gitter mit einem angewinkelten Stück verlängert und mit 2 Schanieren befestigt. Geöffnet wird er mit einer Schraube nur zum Frühjahrsputz. Die zweite Klappe ist dagegen standardmäßig leicht geöffnet und kann auch um hinein zu sehen (evtl. auch mit einem Handspiegel) von Gästen im Kräuterlehrgarten ganz geöffnet werden. Im Bedarfsfall kann er aber auch mit dem Haken in der zweiten Schraube ganz verschlossen werden. Auf eine Scheibe konnte ich dadurch verzichten. Die wollte ich auch vermeiden, da an glatten Oberflächen viel lieber angebaut wird (ist ja sonst auch so rutschig...). In vielen Videos von TBH - Besitzern sieht man es auch, das die Waben schön am Fenster kleben... dann möchte ich doch lieber nur unten durch das Gitter schauen.

Der Gitterboden läßt sich zu Reinigungszwecken mit dieser Schraube lösen und nach unten klappen.

Die Schrauben für die Beine stehen etwas über und werden nochmal ausgetauscht. Innen ist aber nur der Schloßschraubenkopf. Die Trennschieds und Futtertaschen sind noch in Arbeit. Dann fehlen eigentlich nur noch die Fluglöcher (Schlitze) mit Anflugbrett / Verschluß. 

 

Mai 2015:

Inzwischen ist die Top Bar Hive auch schon erfolgreich mit einem Schwarm besiedelt worden. Die erste Durchsicht war ein Traum, hätte ich ohne Schleier machen können. Stifte waren da und die Königin wurde gleich gezeichnet. Meine Top Bar Hive läßt sich mit 3 verstellbaren Fluglöchern und 2 Trennschieds in max. 3 Sektionen a 11/10/11 Waben aufteilen. Drei Futtertröge in doppelter Wabenbreite lassen sich auch einsetzen. Hier noch zwei Bilder vom besiedeln:

 

Die Füße der Top Bar Hive haben noch zur Verstärkung und als Reservestand für Ablegerkästen einen Bretterrost erhalten. Bis jetzt habe ich ihn aber nur als praktische Ablage beim Imkern benutzt.

Noch ein Tip zur Wandstärke:

Isolierung ist nicht nur im Winter wichtig, sondern vor allem auch im Sommer!

Wie oben + unten im Bild gut zu sehen ist scheint die Sonne bei der TBH vor allem auf das Dach und weniger auf die Seitenwand, im Gegensatz zu einer normalen Magazinbeute. Daher sollten bei Magazinbeuten die Zargen aus möglichst dickem Holz sein. Bei der TBH kommt es aber mehr auf ein gut isoliertes Dach an!

 

Mai 2016:

Für die Durchsicht hat es sich als praktisch erwiesen die Waben nicht auf den Kopf zu stellen, um sie von der anderen Seite zu betrachten. Das funktioniert nur mit etwas älteren Waben oder noch sehr kleinen leichten. Die Gefahr, das doch mal eine abbricht ist aber immer vorhanden. Auch wenn sie nur leicht wegknickt und noch hält liegt sie dann bei der nächsten Durchsicht am Boden. Daher drehe ich Waben nicht mehr auf den Kopf, sondern hänge sie in ein Gestell. Dieses kann man sich gut auf Sichthöhe stellen und auch drehen oder herumlaufen.

Auf die Auflageleisten werde ich aber noch zwei schmale Anschlagleisten kleben und festschrauben, um zu verhindern, daß der Oberträger auf einer Seite nach innen durchfallen kann (ist mir leider mit einer Wabe passiert... die war dann auch leider abgebrochen) 

 

Hier eine volle Brutwabe, ein bisschen pusten, und die Bienen machen die Sicht frei auf:

Arbeiterinnenbrut (links), Drohnenbrut (mitte) und wohl kaum zu übersehen - Schwarmzellen!

Juni 2017:

Um die TBH zu besiedeln braucht man aber nicht unbedingt einen Schwarm oder Kunstschwarm.

Ich nehme auch gerne die Völkchen aus dem Kieler Begattungskästchen, ist zwar etwas bastelei, aber für die Bienen ein guter Start mit eigener Brut auf eigenen Waben, die nur noch zusammengebaut werden müssen.

Je nach Jahreszeit sollte dann ggf. noch mit Bienen aus dem Honigraum anderer Völker von einem anderen Stand verstärkt werden.

 

Update 2020:

Die TBH ist schon eine interessante Beute und man hat im Gegensatz zu Warre mit Stabilbau immerhin noch gute Möglichkeiten zur Bearbeitung und zum Austausch der Königin. Wenn man richtige Rähmchen gewohnt ist fällt es aber schwer mit den Oberträgern so vorsichtig umzugehen das sie nicht doch immer wieder mal abbrechen. Ich hab auch gedacht, wenn ich irgendwann mal nichts mehr heben kann wäre das eine super Alternative, aber eine Lagerbeute mit richtigen Rähmchen  ist wohl doch die bessere Wahl. Noch viel besser sind allerdings richtige Magazinbeuten, Rähmchen kann man immer auch einzeln entnehmen oder Flach- oder Halbrähmchen umstellen. Segeberger Zargen sind leicht und bieten einfach die beste Isolierung.

TBH ist nicht einfach sondern schwierig in der Praxis und Begattungskästchen umsiedeln ist spielerei. Dabei geht es auch nicht nur um das Abbrechen, sondern auch um die Abstände zwischen den Waben. Für die TBH habe ich inzwischen verschieden dicke Spacer im Einsatz, weil die Honigwaben dicker gebaut werden und wenn man nicht aufpasst verschiebt sich jeder Wabenbau etwas weiter und dann gibt es Wildbau. Sofern man überhaupt schafft ein so starkes Volk aufzubauen, das es Honig einträgt. Das geht eigentlich nur vernünftig mit einem frühen + dicken Naturschwarm. Wenn man mit einem Kunstschwarm besiedelt muß man ihn füttern und kann im 1. Jahr keinen Honig ernten. Hat man einen Naturschwarm und erntet Honig muß man auch wieder Füttern und das Überwintern wird schwierig. Letzten Endes ist es am besten keinen Honig zu ernten, trotzdem muß man behandeln, geht auch nur durch das Flugloch... usw.


Mein Fazit:

-schwierig zu besiedeln weil Naturbau die Entwicklungszeit stark verlängert

-schlechte Überwinterung weil Behandlung oft nicht optimal oder Volk einfach zu klein war

-wenn sie durch den Winter kommen sind sie im Frühjahr sehr schnell in Schwarmstimmung, weil man zwar Raum geben kann, aber da sind ja noch keine Waben... Schwarmmindernde Effekte wie im Magazin mit virtuellem Brutnest gibt es auch nicht.

-Honig ernten ist schwierig bis unmöglich. Wenn man Sirup füttern muß ist außerdem immer die Frage ob man reinen Honig erntet, wenn man alternativ mit Honig einfüttern muss braucht man dafür andere Völker in richtigen Beuten...

 

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